Ostseezyklus, 85 Radierungen, 2002–2017
Wolfgang Werkmeister (*1941)
Im Jahr 2019 ist der Kunstpreis der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft an den Hamburger Künstler Wolfgang Werkmeister verliehen worden, der als überragender Meister der Radierung eine besondere Stellung in der norddeutschen Kunstszene innehat. Seit Jahrzehnten hat dieser Künstler in großformatigen Bildern die herbe Schönheit und den speziellen Charakter der Küstenlandschaften an Nord- und Ostsee in unvergleichlicher Weise erfasst. Werkmeister gelingt es wie nur wenigen anderen Zeitgenossen, den schwarzweißen Radierungen geradezu malerische Qualitäten abzugewinnen. Dabei treten die virtuose Beherrschung der Technik und die Sorgfalt der Komposition so gekonnt in den Dienst der Bildidee, dass die Blätter eine Frische und Intensität des Blicks vermitteln, die auf die Betrachter ungemein zwingend und inspirierend wirkt.
Im Sommer 2020 konnte der Freundeskreis Schloss Gottorf eine große Grafikfolge von Wolfgang Werkmeister vollständig erwerben. Die 85 großformatigen Radierungen des „Ostsee-Zyklus“ sind zwischen 2002 und 2017 entstanden. Der Schwerpunkt liegt auf Motiven von der vorpommerschen Küste: Rügen, Hiddensee und ganz besonders der Darß sind in dieser Zeit die alles überragenden Bildthemen, ab 2013 kamen mit Fehmarn oder Weißenhäuser Strand auch ostholsteinische Landschaften in den Blick.
Nach dem „Hamburg-Zyklus“ und dem „Westküsten-Zyklus“ stellen die Ostsee-Blätter die letzte der großen Grafik-Folgen Werkmeisters dar, der in diesem Zyklus seine Bildsprache noch einmal weiterentwickelte, indem er nach den durch waagrechte Horizontlinien bestimmten Westküsten-Bildern nunmehr die Diagonalen von Steilküsten, Windflüchtern und Treibholz an den Ostseeküsten aufgriff und damit eine neue Dimension von Spannung und Bewegung für seine Landschaftsbilder erschloss. Der vom Freundeskreis erworbene vollständige Ostsee-Zyklus stellt eine wichtige Bereicherung der Museumssammlung dar, in der der Künstler bislang lediglich mit Arbeiten aus den 1990er Jahren vertreten war.
Dr. Carsten Fleischhauer