Anton Melbye (1818-1875) - „Fjordlandschaft“, 1847

Öl auf Leinwand, 26 x 38 cm

Inv.-Nr. 2020-20

Im Jahre 2020 konnte der Freundeskreis das Seestück des dänischen Marinemalers Anton Melbye erwerben. Das kleinformatige Ölgemälde, das eigenhändig signiert und datiert ist, stellt eine glückliche Ergänzung der drei bereits auf Schloss Gottorf vorhandenen Werke Melbyes dar. Unter diesen sind zwei weitere Leihgaben des Freundeskreises: die 2014 erworbene „Fischerfamilie am offenen Feuer vor nächtlicher Küstenlandschaft an der Ostsee“ (1842) und die 2015 angekauften „Küstenschiffe mit Lateinersegeln“ (um 1846/55).
Der 1818 in Kopenhagen geborene (Daniel Hermann) Anton Melbye, dessen beide jüngere Brüder ebenfalls Künstler waren, gilt als einer der bedeutendsten Marinemaler Dänemarks und erfreute sich schon zu seinen Lebzeiten auch einer großen Sammlergemeinde in Deutschland. Nachdem er seinem ersten Berufswunsch folgend, zunächst das Handwerk des Schiffszimmermanns erlernt hatte, wandte er sich als 20-Jähriger ganz der Malerei zu. Ab 1838 studierte Melbye an der Kopenhagener Kunstakademie und wurde daneben Privatschüler des Gründervaters des dänischen Goldenen Zeitalters Christoffer Wilhelm Eckersberg. Orientreisen und einer knapp zehnjährigen Malertätigkeit in Paris folgte ab 1858 die Mitgliedschaft in der Kopenhagener Akademie, an der er dann auch als Professor lehrte. Bis zu seinem Tod 1875 pendelte der Kosmopolit regelmäßig zwischen Kopenhagen, Hamburg und Paris und steht so exemplarisch für die enge Vernetzung der europäischen Kunstwelt des 19. Jahrhunderts.
Das neu erworbene Melbye-Gemälde eröffnet uns den Blick auf eine in romantisches Dämmerlicht getauchte, nordische Fjordlandschaft. Es dürfte sich hierbei wohl um die Ansicht einer Partie an der Westküste Norwegens handeln, die berühmt ist für die Vielzahl an spektakulären, von Gebirgsrücken eingefassten Meeresarmen. In unserem Gemälde dominiert eine markante Felsformation die linke Bildhälfte, die wiederum rechts von weiteren Höhenzügen in der Ferne hinterfangen wird. Die Sonne zeigt sich nur knapp hinter den äußersten Gipfeln und sorgt für die rötlich-orange-violette Beleuchtung der Gesamtkomposition. Mehrere kleinere Schiffe, die in unterschiedlicher – heute historischer – Takelungsart besegelt werden, beleben malerisch die Szenerie, wobei ein großer Segeldampfer dominierend und mit schäumenden Bug- und Heckwellen soeben den Fjord durchfährt.
Dieses Gemälde ist eine attraktive Ergänzung der Gottorfer Sammlung zum „Goldenen Zeitalter der dänischen Kunst“ (Den danske guldalder), die einen wichtigen Schwerpunkt des Museums darstellt.

Dr. Ingo Borges