Nachdem wir mit Mitteln des Freundeskreises erst vor wenigen Wochen den attraktiven „Sommerstrauß“ (um 1920) der Lübecker Malerin Maria Slavona erwerben konnte, ist erneut ein wichtiger Neuzugang im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf glücklich zu vermelden: Auf einer Auktion entdeckten wir ein Gemälde des dänischen Malers Kieldrup, das uns nicht zuletzt aufgrund seines Sujets besonders interessierte. Anton Edvard Kieldrup/auch Kiedrup (geb. am 16. Februar 1826 in Hadersleben, damals Herzogtum Schleswig; gest. am 22. Mai 1869 in Kopenhagen) ist ein später Vertreter des „Dansk Guldalder“ – des sogenannten „Goldenen Zeitalters“ der dänischen Kunst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Ausgebildet an der seinerzeit insbesondere für Landschaftsmalerei berühmten Kopenhagener Akademie (1845-47), unternahm Kieldrup verschiedene Studienreisen, um sich sowohl an der heimischen, als auch an nord- und südeuropäischen Landschaften zu schulen. Seine meist klein- und mittelformatigen Gemälde zeigen insbesondere die dänische Landschaft in ruhiger, unaufgeregter Schönheit. Zumeist sind es unspektakuläre Naturausschnitte, nur selten durch Personenstaffagen belebt, die durch eine fast meditative Schlichtheit begeistern.
Ganz anders das nun vom Freundeskreis für Schloss Gottorf erworbene Bild: Zwar dominiert auch hier eine kontemplative Stimmung, doch die Naturszenerie ist spektakulär: Kieldrup gewährt uns einen Blick in die legendäre „Blaue Grotte“ auf Capri, von der man annimmt, dass sie in der Antike einst Kaiser Tiberius als Nymphäum zum Schwimmen diente. Diese erst im Jahr 1826 von den deutschen Malern August Kopisch und Ernst Fries beim Schwimmen wiederentdeckte Höhle an der nordwestlichen Küste der Insel, kann bis heute nur über das Wasser mit Ruderbooten durch ein 1,5 Meter hohes Felsloch besucht werden. Da das Sonnenlicht in erster Linie unterhalb der Wasseroberfläche als Reflexion in die Höhle dringt, ergibt sich der atemberaubende Effekt eines komplett in leuchtend blaues Licht gehüllten Raums aus Wasser und Felsgewölbe. Die „Grotta Azzurra“ entwickelte sich zu einem der begehrtesten Touristenmagneten Süditaliens und inspirierte insbesondere im 19. Jahrhundert unzählige Malerinnen und Maler aus Nordeuropa, die auf ihren Studienreisen an den Golf von Neapel kamen.
Auch Anton Edvard Kieldrup unternahm 1850 eine solche Malreise nach Italien und muss damals die „Blaue Grotte“ besichtigt haben. In mehreren Gemälden hielt er seine Eindrücke des attraktiven Naturschauspiels aus Fels, Meerwasser und Sonnenlicht fest. Ein einsamer Mann in seinem Boot, bekleidet mit der typischen roten Mütze der neapolitanischen Fischer, belebt die ansonsten fast mystisch anmutende Szene auf zusätzlich malerische Weise.
Wir danken dem Freundeskreis Schloss Gottorf ganz herzlich für die Möglichkeit mit dieser Ansicht der berühmten „Grotta Azzurra“ unsere Sammlung zum „Dansk Guldalder“ weiter ausbauen zu können.
Also: „Auf nach Neapel“!
Dr. Ingo Borges