Silber (Inv.-Nr. 2021-254)
Die Medaille wurde zum Gedenken auf den Altonaer Vertrag vom 20. Juni 1689 geschlagen, der in der Geschichte des Herzogtums Schleswig-Holstein-Gottorf eine große Rolle spielt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg geriet Gottorf in einen Konflikt mit Dänemark und ging ein geheimes Bündnis mit Schweden ein, das dem Herzogtum 1658 die volle Souveränität einbringt. Trotz der Garantie durch England und Frankreich versuchte Dänemark, diese Souveränität zu revidieren. Als Frankreich sein Bündnis mit Schweden löste und sich stattdessen mit Dänemark verbündete, nutzte der dänische König Christian V. diese Konstellation und besetzte die Herzogtümer wiederholt, trotz anderslautender Verträge. Herzog Christian Albrecht trieb er ins Exil nach Hamburg. Erst durch den Altonaer Vertrag, der unter Vermittlung von kaiserlichen, brandenburgischen, kursächsischen, niederländischen und englischen Gesandten geschlossen wurde, erhielt Christian Albrecht seine Gebiete zurück und konnte nach Gottorf zurückkehren.
Medaillen gehörten zu den typischen Mitteln des Barock, wichtige Ereignisse bekannt zu machen und gleichzeitig in Erinnerung zu halten. Diese Medaille von Karlsteen zeigt auf der Vorderseite zwei aus Wolken kommende Hände, die sich zum Vertragsabschluss umfassen. Über ihnen schwebt eine Krone, die zwei Palmzweige als Sinnbild für den Frieden umfängt Die umlaufende Inschrift lautet: SIC PRIDEM AVULSAE REDEVUNT IN FOEDERA DEXTRAE: So verbinden sich die Hände, die so lange uneins waren, wieder in Einigkeit.
In der Mitte unten ist die verschlungenen Monogramme „C5“ für König Christian V. von Dänemark und „CA“ für Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf zu sehen. Auch dies ein Sinnbild der – vertraglichen – Einigung.
Der Text auf der Rückseite erläutert die Umstände des Vertragsabschlusses: POST XIV ANNORUM TAEDIA, ET BREVE FORTUNAE LUDENTIS INTERSCENIUM, DEI O(PTIMI) M(AXIMI) MUNERE, AUGUSTISSIMI CAESARIS ELECTORUMQUE SAX(ONIAE) ET. BRAND(ENBURGI) FELICIBUS AUSPICIIS LEGATORUMQUE OPERA, REGEM INTER DUCEMQUE CONCORDIA PROCURATA A. MDCLXXXIX D(ie) XX JVNI. – Nach 14 Jahren Verdruss und kurzer Ruhe, die lediglich ein Spiel des Glücks war, ist durch die Gnade des großen und gütigen Gottes unter der Schirmherrschaft des durchlauchtigsten Kaisers und der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg sowie durch das Wirken von Gesandten, die Eintracht zwischen dem König und dem Herzog hergestellt worden im Jahr des Herrn 1689 am 20. Juni.
Eine solch ausführliche Inschrift, anstelle einer bildlichen Darstellung oder eines Herrscherporträts, ist ungewöhnlich, hier aber vermutlich dem besonderen Anlass und der Vielzahl der Beteiligten geschuldet. Die ausdrückliche Erwähnung der Rolle des Kaisers, der Kurfürsten und ausländischer Gesandten wirkt wie eine Mahnung, diesen Friedensvertrag nicht zu brechen.
Der Medailleur, Münzer und Miniaturmaler Arvid Karlsteen (auch Carlsteen, Karlstén), 1647–1718, war für verschiedene Herrscherhäuser seiner Zeit tätig. U. a. schuf er drei Medaillen für Ludwig XIV. von Frankreich. Anlässlich der Krönung des schwedischen Königs Karl XI. im Jahr 1675 wurde er nach Stockholm berufen und königlicher Medailleur. Da Schweden zu den Garantiemächten des Altonaer Vertrages gehörte und mit Gottorf verbündet war – König Karl XI. war ein Neffe von Herzog Christian Albrecht – war es naheliegend, den renommierten Medailleur mit der Gedenkmedaille zu beauftragen. Diese ist ein äußerst seltenes Stück. In der Literatur (Lange) ist nur ein Exemplar in Silber, vormals im Herzoglichen Münzkabinett Gotha, bekannt. Umso bedeutender ist der Erwerb der Medaille für die Gottorfer Sammlung und die künftige Ausstellung zur Geschichte des Landes. Die Bedeutung des Ereignisses wie auch der Medaille zeigt sich auch an einer Erwähnung in einer Geschichte der Niederlande von 1732 (Gerard van Loon, Histoire métallique des XVII provinces des Pays-Bas, Band 3, 1732, S. 407ff). Schweden, England und die Niederlande waren Garantiemächte des Vertrages.
Dr. Uta Kuhl, Mai 2021